In dem umfangreicheren Teil, wo sich die Autorin schließlich den Motiven der Kinderoberbekleidung widmet, fand ich persönlich sehr spannend und bezeichnend, dass auf Shirts aus der Mädchenabteilung kaum Abbildungen von Berufen zu sehen sind.

Auf Shirts für Jungs fand sie 54 Mal z. B. Feuerwehr-Motive, Polizisten und Handwerker. Auf Mädchen-Oberteilen kam das Motiv Feuerwehr und Polizei je ein Mal vor – im letzten Fall, mit einem Mann im Polizeiauto sitzend.

Diese Beobachtung führt zu einer wichtigen Frage: Wenn wir in einer Gesellschaft leben möchten, in der Berufe wie Polizist, Feuerwehrmann oder Handwerker gleichermaßen von Frauen und Männern ausgeübt werden, warum suggerieren wir dann unseren Kindern durch die Motive auf ihrer Kleidung, dass diese Berufe vorrangig für Jungen sind?

Die Darstellung von Berufen auf Kinderkleidung kann einen erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung und Vorstellungen von Kindern haben. Wenn Mädchen beispielsweise keine Feuerwehrfrauen auf ihren T-Shirts sehen, kann dies dazu führen, dass sie sich selbst nicht in solchen Rollen vorstellen können. Sie müssen dann eine Vielzahl von gedanklichen Barrieren überwinden, um sich selbst als Feuerwehrfrau zu sehen und diese Berufsoption für sich in Betracht zu ziehen.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass wir uns bewusst sind, welche Botschaften wir durch die Motive auf Kinderkleidung senden, und dass wir uns bemühen, eine größere Vielfalt an Berufen und Rollenbildern für alle Kinder darzustellen.

Das Klischee von den unsportlichen Mädchen

Als sehr unmädchenhaft wird offensichtlich auch wettkampforientierter Sport empfunden. Dies zeigt sich in der Tatsache, dass sportliche Motive auf Jungen-T-Shirts achtmal häufiger zu finden sind als auf Mädchen-T-Shirts. Darüber hinaus unterscheiden sich die dargestellten Sportarten erheblich.

Auf Mädchen-T-Shirts werden eher Sportarten wie Ballett, Cheerleading und Bändertanz abgebildet, die als traditionell feminin angesehen werden. Im Gegensatz dazu werden auf Jungen-T-Shirts Sportarten wie Fußball, Skateboarden, Rudern, Basketball und Surfen dargestellt, die oft im Freien stattfinden und als traditionell männlich wahrgenommen werden.

Jungen haben hierbei auch eine größere Auswahl an dargestellten Sportarten, was die Vorstellung verstärkt, dass Outdoor-Sportarten männlich sind, während der Sport für Mädchen hauptsächlich in Innenräumen stattfindet. Es ist wichtig, diese Stereotypen zu hinterfragen und zu überdenken, um eine gleichberechtigte Darstellung von Sportarten auf Kinderkleidung zu fördern.

Wer erobert den Raum?

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von Tauschs Arbeit betrifft die Darstellung von Fahrzeugen auf Kinderkleidung. In unserer Gesellschaft sind die meisten Fahrzeuge kontextuell mit der Männerwelt verbunden, und dies spiegelt sich auch in der Kinderbekleidung wider.

Auf Jungenkleidung sind achtmal häufiger Fahrzeuge abgebildet, und die Vielfalt dieser Fahrzeuge ist größer als auf Mädchenkleidung. Für Mädchen sind die dargestellten Fahrzeuge eher Schiffe (oft mit Blumendekoration), Fahrräder (mit Körbchen), Rollschuhe, Busse (zum Mitfahren), Autos (oft vermenschlicht und rosa) und Mopeds.

Im Gegensatz dazu sind auf Jungenkleidung eine Vielzahl von Fahrzeugen abgebildet, darunter Piratenschiffe, Segelschiffe, U-Boote, Helikopter, Rennautos, Monstertrucks, LKWs, Bagger, Feuerwehrautos, Abschleppautos, Eisenbahnen, Mountainbikes, BMX-Räder, Skateboards, Surfbretter, Snowboards, Motorräder, Quads und sogar Raketen.

Diese Darstellungen legen nahe, dass Jungen diejenigen sind, die die gefährlicheren und schnelleren Fahrzeuge steuern und sogar ins All fliegen. Buben erobern den Raum. Mädchen hingegen werden eher mit ungefährlicheren und langsameren Fortbewegungsmitteln in Verbindung gebracht oder sie werden gefahren. Diese Darstellungen können dazu beitragen, die Vorstellung zu verstärken, dass Frauen in vielen Lebensbereichen eine passivere Rolle einnehmen.

Tauschs Analyse zeigt deutlich, wie stark Kinderkleidung von Stereotypen geprägt ist. Beispielsweise sind Superheldinnen selten zu sehen und auf Mädchenkleidung sind meist Haustiere abgebildet, während Jungenkleidung oft gefährliche Tiere zeigt.

Wir für vielfältige und inklusive Kinderkleidung

Es ist an der Zeit, diese Stereotypen zu hinterfragen und zu ändern. Lass uns gemeinsam für eine vielfältigere und inklusivere Kinderkleidung eintreten, die alle Kinder in ihrer Einzigartigkeit feiert und sie ermutigt, ihre eigenen Wege zu gehen. Teile diesen Artikel, um das Bewusstsein für dieses wichtige Thema zu schärfen. 

Zwei Kinder halten Schild "Vielfalt rockt"

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Wenn du noch mehr darüber wissen willst, warum uns eine neutrale und inklusive Kindermode wichtig ist, lies gerne hier weiter😎 

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Quelle:
TAUSCH, Sandra: Frühkindliche Differenzkategorisierung. Eine explorative Analyse von Kinderkleidung. Masterarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2018.

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